Im Bereich der Parodontologie geht es vornehmlich um die Vorbeugung, Diagnose und Therapie aller Erkrankungen des Zahnhalteapparates ( Parodontitis ), wie zum Beispiel Zahnfleischrückgang und Zahnfleischentzündungen.
Bei der Parodontitis, die umgangssprachlich häufig auch Parodontose genannt wird, handelt es sich um eine chronische, bakterielle Erkrankung des Zahnhalteapparates, die im schlimmsten Fall zum Verlust der eigenen Zähne führen kann.
Mit mehr als 80 Prozent betroffenen Erwachsenen allein in Deutschland* handelt es sich bei der Parodontitis um eine echte Volkskrankheit mit gravierendem Ausmaß: Heutzutage gehen im erwachsenen Alter mehr Zähne durch Parodontitis verloren als durch Karies! Weiterhin steht sie in Zusammenhang mit Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Rheuma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkten und Atemwegserkrankungen. Risikofaktoren wie Rauchen oder die unzureichende individuelle Mundhygiene beeinflussen den Krankheitsverlauf entscheidend.
Die Krux: Die Parodontitis ist eine sogenannte stille Krankheit, die sich meist schmerzlos und unbemerkt entwickelt. Ein häufiges Symptom einer Parodontitis ist Zahnfleischbluten – dies muss jedoch nicht sein. Weitere mögliche Symptome sind:
Es gibt jedoch auch gute Nachrichten: Frühzeitig erkannt lässt sich eine Parodontitis gut behandeln und die eigenen Zähne lassen sich meist erhalten. Weiterhin kann und sollte man der Krankheit durch regelmäßige, gründliche Mundhygiene und Prophylaxe sowie Dentalhygiene gemeinsam mit dem zahnärztlichen Fachpersonal vorbeugen.
Haben Sie eines der genannten Symptome und den Verdacht, selbst an Parodontitis zu leiden? Dann machen Sie hier den Parodontitis-Selbsttest!
* Quelle: Deutsche Mundgesundheitsstudie 2022, Bundeszahnärztekammer
Das Ziel der systematischen Parodontitistherapie ist, einen entzündungsfreien Mundraum zu schaffen und weiteren Knochenverlust zu stoppen bzw. stark zu verlangsamen. Diese Behandlung ist vor allem dann sehr erfolgversprechend, wenn Zahnarzt, Prophylaxeteam und Patient*in zusammenarbeiten! Durch die modernen Techniken und aufgrund unserer klinischen Erfahrung behandeln wir Sie schonend, schmerzfrei und erfolgversprechend gemäß unserem obersten Ziel, Ihr gesundes Lächeln zu erhalten.
Im ersten Schritt wird mithilfe einer Parodontalsonde ein PSI-Schnelltest (laut Parodontalem Screening Index) durchgeführt, um den Verdacht auf eine Parodontitis abzuleiten oder auszuschließen.
Fällt der PSI positiv aus, erfolgt die Erhebung eines umfassenden Parodontalbefundes. Die Auswertung führen wir mit Unterstützung einer speziellen Software durch, die uns Hilfestellung bei der Analyse spezifischer Parameter gibt. Weiterhin ist es notwendig, Röntgenbilder anzufertigen.
Basierend auf den klinischen und radiologischen Befunden ist es uns möglich, die Krankheit genauer in Bezug auf Schweregrad und Komplexität zu spezifizieren. Im Anschluss an die Befunderhebung beginnt die Parodontitistherapie.
Das Ärztliche Therapiegespräch (ATG) ist ein wesentlicher Bestandteil der ersten Behandlungsstufe. Wir nehmen uns die Zeit, Sie umfassend über die Ursache der Erkrankung zu informieren und Risikofaktoren zu besprechen. Wir erarbeiten mit Ihnen gemeinsam, was Sie selbst beitragen können, um Ihre Zähne zu erhalten. Ein Beispiel ist die Raucherentwöhnung.
Ein essenzieller Bestandteil der Parodontitistherapie ist zudem die patientenindividuelle Mundhygieneunterweisung (MHU). Je besser diese von Ihnen langfristig und regelmäßig durchgeführt wird, desto erfolgreicher ist auch das Therapieergebnis und die Langzeitstabilität. Somit erarbeiten unsere Kolleginnen aus der Prophylaxeabteilung mit Ihnen einen Fahrplan für die häusliche Mundhygiene. Dabei sind die Startbedingungen und das Vorwissen völlig unterschiedlich, aber nicht entscheidend.
Wir trainieren Sie individuell, abgestimmt auf Ihr Tempo und Ihr Wissen – gemeinsam werden wir jedes Mal ein bisschen besser. Im Rahmen dieser ersten beiden Therapiestufen werden die Zähne oberhalb vom Zahnfleisch bereits erstmalig vom Biofilm und Verfärbungen, überstehenden Füllungsrändern oder Rauigkeiten befreit. Erste Entzündungszeichen gehen zurück und bereiten das Gewebe gut auf die folgende Sitzung vor.
Danach folgt die eigentliche Therapie mit subgingivaler Instrumentierung, die Antiinfektiöse Therapie (AIT). Unter Lokalanästhesie werden die Wurzeloberflächen in kranken Zahnfleischtaschen instrumentiert und von Biofilm beseitigt. Diese Bereiche liegen unter dem Zahnfleisch (subgingival). Dazu stehen uns sowohl maschinell betriebene Übertragungsinstrumente als auch Handinstrumente zur Verfügung. Beides ist gleichwertig effizient.
In bestimmten Fällen (sehr schwerer Erkrankungsgrad, hohe Komplexität wie zum Beispiel bei jüngeren Patient*innen) wird die Behandlung mit der Gabe von Antibiotika unterstützt. Auf eine Keimtestung wird mittlerweile verzichtet.
Nach etwa zwölf Wochen Heilung wird die Situation neu bewertet. Ein weiterer Parodontalbefund wird erhoben (Beva) und mit dem Ausgangsbefund verglichen.
In den meisten Fällen haben wir mit unserem Teamwork unser erstes Ziel – einen entzündungsarmen Mundraum – hier bereits erreicht, sodass die Patient*innen in die letzte Stufe, die Erhaltungstherapie, überführt werden können (UPT).
Lappenoperation / Knochenaufbau
In schweren Fällen können als Teil der Parodontitis-Therapie weiterführende chirurgische Maßnahmen erforderlich sein. Dazu gehören zum Beispiel Lappenoperationen, bei denen die Wurzeloberfläche unter Sicht gereinigt wird. Auch können wir kranke Wurzeln entfernen und so die Lebensdauer eines Backenzahnes verlängern.
Knochenaufbau, parodontale Regeneration
Die regenerative Chirurgie bildet eine evidenzbasierte, weiterführende Therapie, um bei bereits weit fortgeschrittenen Defekten einen Knochenaufbau durchzuführen und den Zahn in seiner Lebensdauer zu verlängern. Dafür sind bestimmte Voraussetzungen notwendig und zahnbezogene Faktoren wie Defekttiefe, Morphologie, aber auch patientenspezifische Faktoren müssen unbedingt berücksichtigt werden. Der verlorene Knochen kann mit verschiedenen zur Verfügung stehenden Biomaterialien wiederaufgebaut bzw. ersetzt werden, sodass es zu einer parodontalen Regeneration und langfristigem Zahnerhalt kommt.
Dabei handelt es sich ebenso um eine chirurgische Maßnahme. Durch einen Zahnfleischlappen wird ein Zugang zu der kranken Stelle und dem Knochendefekt hergestellt. Nach gründlicher Reinigung der Wurzeloberfläche und Entfernung des Entzündungsgewebes kommen verschiedene Materialien zum Einsatz wie Membranen (Guided Tissue Regeneration, GTR), Knochentransplantate oder Knochenersatzmaterialien, Schmelzmatrixderivate (SMD) oder auch Kombinationen. Durch die Therapie können bereits hoffnungslose Zähne prognostisch verbessert und langfristig erhalten werden.
Präprothetische Chirurgie
In manchen Fällen reicht die Zerstörung eines Zahns bis zum Knochen, sodass eine Krone nicht verankert werden kann. Eine kleine chirurgische Maßnahme kann jedoch die Voraussetzungen für eine Überkronung und so für den Zahnerhalt schaffen.
Rezessionsdeckung / Ästhetische plastische Chirurgie
Der Rückgang von Zahnfleisch führt zu freiliegenden Zahnhälsen, sodass das ästhetische Erscheinungsbild beeinträchtigt werden kann. In bestimmten Fällen ist es möglich, die freiliegenden Oberflächen wieder mit Zahnfleisch zu decken und so Ihr gesundes, natürliches Lächeln wiederherzustellen (Rezessionsdeckung).
Haben wir Ihre Parodontitis erfolgreich behandelt, heißt unser Ziel: den gesunden Zustand Ihrer Zähne erhalten! Sind die Befunde an ihrem Endpunkt angelangt, wird der Patient bzw. die Patientin in die Erhaltunsphase zur Unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) überführt. Dabei richten sich Häufigkeit und Frequenz nach dem Schweregrad und der Komplexität der Erkrankung; die Therapie variiert meist zwischen zwei und vier Behandlungen jährlich.
Der Unterschied zur klassischen Prophylaxe/Professionellen Zahnreinigung (PZR) besteht darin, dass Zahnfleischtaschen, die sich nach der Antiinfektiösen Therapie (AIT) zwar verbessert haben, aber leicht vertieft verblieben sind, ganz gezielt reinstrumentiert werden müssen, um ein Wiederaufflammen und somit Voranschreiten der Erkrankung zu verhindern. Des Weiteren werden in dem Zusammenhang auch regelmäßig die Befunde aktualisiert, Zahnfleischbluten und auch die Mundhygiene bewertet. So können rechtzeitig therapeutische Gegenmaßnahmen initiiert werden, sollte die Entzündung erneut aufkommen und die Erkrankung voranschreiten.
Die UPT ist im Gegensatz zur PZR ein essenzieller therapeutischer Bestandteil der systematischen Parodontitistherapie, ohne welche die gesamte vorausgegangene Therapie nicht zielführend gewesen wäre. Es handelt sich hier um eine bedarfsorientierte, lebenslange Nachsorgetherapie. Bei der PZR hingegen handelt es sich um eine Vorsorge.
Ein Parodontitis-Patient bleibt zwar immer ein Parodontitis-Patient – eine Heilung ist nicht möglich –, aber es lässt sich ein sehr starkes Verzögern bis hin zum Stillstand der Erkrankung erreichen. Dabei ist eine fundierte Nachsorge Voraussetzung. Die Häufigkeit und Frequenz wird mit der Abschlussuntersuchung individuell bestimmt.
Ein sauberer Zahn wird nicht krank! Aus wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass sich Zahnkrankheiten durch eine fundierte Vorsorge verhindern lassen. Unsere professionelle Zahnreinigung wird individuell auf Sie abgestimmt und von speziell geschulten Fachkräften durchgeführt. Pulverstrahlbehandlungen kommen zum Einsatz und ermöglichen eine schonende Politur für glänzende Zähne.
Schon gewusst? Bereits unsere kleinen Patient*innen machen wir mit ihrem ersten Zahn spielerisch mit dem Ablauf der richtigen Vorsorge vertraut und nehmen ihnen so die Zahnarztangst.
Sollte in seltenen Fällen ein geschädigter Zahn nicht mehr zu retten sein, haben wir mit Implantaten eine sehr gute Therapiemöglichkeit, um den Zahn erfolgversprechend und ästhetisch zu ersetzen.
Veränderungen des Zahnfleisches und der Mundhöhle können unter anderem ein Hinweis auf bestimmte Erkrankungen sein (Diabetes, Lichen planus, Herpes). Auf die Diagnostik dieser Mundschleimhauterkrankungen sind wir spezialisiert. Wenn erforderlich, ziehen wir über das Fachgebiet der Zahnmedizin hinaus andere spezialisierte Kollegen hinzu, sodass Sie interdisziplinär betreut werden (Dermatologie, Pathologie).
Bakterien, die am Zahn eine Parodontitis verursachen, können am Implantat eine ähnliche Entzündung verursachen: die Periimplantitis. Die Behandlung erfolgt ähnlich wie bei einer Parodontitis und gehört zu unseren Spezialbehandlungen.
Da die Ursache fast immer in der Mundhöhle zu finden ist, sind wir der erste Ansprechpartner. Wir werden Sie gezielt befragen, Ihre Atemluft und Ihre Mundhöhle untersuchen und eine entsprechende Therapie einleiten.